Padjelantaleden - Etappe 5
21.07.2014
Morgens nach dem Frühstück packen wir das Zelt, die Schlafsäcke und unseren restlichen Krempel in die Rucksäcke und brechen wieder auf. Unsere Zeltnachbarn sind bereits seit zwei Stunden weg. Heute laufen wir über das Hochfjaell. Es ist steinig und karg, also eigentlich genau so, wie ich es hier oben erwarte. Wir queren einige kleine Bäche, ohne aber ein einziges Mal die Stiefel ausziehen zu müssen; das war letztes Jahr in Norwegen anders. Damals haben wir wiederholt bis zu den Knien im kalten
Schmelzwasser gestanden. Was für mich diese Etappe so reizvoll macht, ist die Weite. Ich finde es super, von einer Kuppe aus ein Ziel, einige Stunden weit entfernt, vor mir liegen zu sehen und dann das Gefühl, es später am Tag erreicht zu haben. Außerdem sieht man ständig die hohen, Gletscher bedeckten Berge des Sarek, dem Gebirge in dem es weder Wege, noch Hütten oder Brücken gibt. Die oft zitierte letzte Wildnis Europas zieht mich irgendwie an, ich hatte mich mit Kati aber auf den Padjelanteleden geeinigt.
Gegen Mittag erreichen wir die Hütten von Tuottarstugan. Die liegen auf einer kleinen Anhöhe über einem Bach, an dem zwei Fischer sitzen. Um die Hütten herum ist ansonsten niemand zu sehen. Kati entdeckt natürlich sofort den einzigen Informationskasten, in dem es etwas zu lesen gibt. Der hängt an der ersten Hütte und in diesem gibt es auf schwedisch den Hinweis, dass es hier während der Sommermonate Espresso und Pasta zu kaufen gibt. Wir schleichen also um die Hütten herum und treffen Antonella, eine Italienerin, die hier mit ihrer Tochter und ihrem Mann, einem Samen, den sie im Studium kennen gelernt hatte, den Sommer verbringt. Sie macht uns tatsächlich einen Lavazza Kaffee in der Mokkakanne und wir reden eine ganze Zeit. Dabei erfahren wir auch, warum wir bisher keine Rentiere entdecken konnten: Den Tieren ist es in diesem Sommer einfach zu heiß und sie haben sich in höheren Lagen in die Schneefelder geflüchtet. Die Familie plant für den Tag noch eine kleine Wanderung. Sie wollen an den Punkt Schwedens, an dem man sich am absolut entferntesten Punkt zur Zivilisation befindet. Sie machen sich fertig und wir schultern wieder unser Gepäck und verabschieden uns.
Bald schon beginnt der Abstieg aus dem Fjaell hinunter in das Tarradalen, ein grünes Tal, in dem der Tarraatno fließt und an dem wir geplant haben uns bis nach Kvikkjokk zu halten. Heute ist es schwierig einen geeigneten Platz für unser Zelt zu finden. Überfall ist es recht sumpfig, die Mücken surren und da wo es trocken wäre, ist es leider nicht eben genug. Nach einigem Suchen entdecken wir aber dennoch eine Anhöhe einige Meter über dem Weg und damit einen Platz für die Nacht. An dem kleinen Bach direkt neben dem Zeltplatz können wir sogar ein paar Kleidungsstücke waschen und in der Sonne trocknen.