Padjelantaleden - Etappe 3

Heute steht gleich zu Beginn der Aufstieg an, um den wir uns am Vorabend noch gedrückt hatten. Die rund 250 Höhenmeter stellen sich aber als eher wenig dramatisch heraus, besonders für uns, die wir doch eigentlich aus den Alpen deutlich größere Höhendifferenzen gewohnt sind. Oben auf der Kuppe öffnet sich dann endlich der Blick. Es gibt keine Bäume mehr, nur noch Felsen, Flechten und Moos, vereinzelt finden wir Rentier-Losung zwischen den Steinen. Die dazu gehörenden Rentiere lassen sich aber noch nicht blicken. Hier fühlt man endlich diese Weite, wie ich sie schon im Vorjahr in der norwegischen Hardangervidda genossen hatte und auf die ich mich schon seit Wochen gefreut hatte. Das Wetter ist gut, es ist nicht zu warm und die Sicht ist klar, einige Wolken ziehen am Himmel entlang.

Wir laufen auf eine Wanderin auf, die mit einem viel zu großen und offenbar viel zu schweren Rucksack durch die Gegend wankt. Wir wechseln mit ihr ein paar Worte auf Englisch, dann erzählen wir ihr, dass wir aus München kommen und werden sofort unterbrochen: Ahh, aus Minga, jomai dann kemma ja a deutsch reda'... (oder so ähnlich, ich wohne ja nur in München...). Sie erzählt uns, dass sie schon seit drei Wochen allein unterwegs ist und bereits eine große Schleife über Norwegen gedreht hat. Wir erzählen ihr von unserer geplanten Route und tauschen noch Informationen über Wetter und Rentier-Sichtungen aus, dann wünschen wir uns gegenseitig weiterhin eine herrliche Reise und verabschieden uns.

Mittags machen wir auf einem großen Stein Rast, direkt an einer Brücke über den Miellädno. Es gibt wieder Großmutters Erbsen-Geheimnis und ein paar Panzerkekse mit Salami- und Krabben-Schmierkäse.

Als wir aufbrechen, zieht der Himmel zu und wir ziehen die Regenjacken an. Es fängt an zu regnen. Ich entscheide mich wenig später aber doch wieder gegen die Jacke, weil mir so unerträglich heiß wird, dass auch die tollste Gore-Tex Membran nicht genug Dampf abtransportieren kann, und ich so genauso nass werde. 10 Minuten später hört es dann auch schon wieder auf zu regnen und die Sonne kommt erneut zum Vorschein. Die Luftfeuchtigkeit steigt sofort auf über 100% und damit haben wir schlagartig ein Klima, in dem sich die Mücken wieder so richtig wohl fühlen. Die Smartwool-Unterhemden, die zwar angenehm zu tragen sind, schnell trocknen und auch nicht so schnell zu stinken anfangen, erweisen sich in dieser Situation als nicht ideal. Da sie auf der Haut anliegen, können die Mücken einfach durch sie hindurch stechen und man bemerkt sie immer erst dann, wenn es schon zu spät ist. Zwischenzeitlich fange ich an, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich am besten das Futter aus meinem Hoody heraustrennen könnte, um ein langärmeliges und möglichst stichresistentes Kleidungsstück zu improvisieren. Ich entscheide mich aber dann doch dagegen und versuche mich einfach nicht mehr über die Mücken zu ärgern und sie stechen und saugen zu lassen. Bis zu einem gewissen Grad funktioniert das sogar, abends im Zelt sieht mein Rücken und meine Schultern allerdings auch genau so aus.

Das Zelt bauen wir heute direkt auf einer Anhöhe über dem Vastenjaure auf. Ein traumhafter Platz mit einem grandiosen Weitblick über den ganzen See bis weit nach Norwegen hinein. Und später, nach einem sehr kurzen Regenschauer, zeigt sich dann sogar noch ein Regenbogen über unserem Zelt.

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