Padjelantaleden - Etappe 1

Morgen früh geht es endlich los.

Wir sind heute früh in München gestartet und über Stockholm nach Gällivare geflogen, um dann mit dem Bus bis nach Ritsem zu fahren. Von hier setzen wir dann morgen früh mit dem Boot auf die andere Seite des Akkajaure über. Der Akkajaure ist ein riesiger Stausee und der Padjelantaleden, auf dem wir bis nach Kvikkjokk wandern wollen, beginnt direkt am anderen Ufer.

Da an diesem Nachmittag kein Boot mehr fährt, müssen wir bis morgen warten und hier in Ritsem übernachten. Wir stellen unser Zelt direkt an der Fjaellstation auf, weil die Umgebung direkt am Wasser nicht zum Zelten einlädt. Zu der Fjaellstation gehört ein kleiner Laden, in dem man das Nötigste bekommen kann: Trockennahrung, Brot, Tubenkäse und Schokolade, und auch Handschuhe und Angelhaken. Es ist uns nicht klar, was es in den nächsten Tagen zu beschaffen gibt, also nutzten wir die Gelegenheit und kaufen noch ein paar Kleinigkeiten. Es gibt zwei Bier und eine Tüte Chips, um uns damit fürs erste von der Zivilisation zu verabschieden. Um uns herum verbringen etwa zehn andere Wanderer die Nacht. Wir vermuten, dass die meisten gleich am nächsten Morgen die erste Fähre um 7:30 Uhr nehmen werden, um sich möglichst früh auf den Weg zu machen. Wir nehmen uns aber vor auszuschlafen, schließlich fährt ja noch ein zweites Boot um 10:30 Uhr und im Sommer sind die Tage hier oben eh so lang, dass man keine Angst zu haben braucht, in die Dämmerung zu geraten und noch viel entscheidender: Wir haben Urlaub!

Nach dem Aufstehen, einem kleinen Frühstück und der vorerst letzten Dusche, steigen wir also auf die Fähre und lassen uns über den See bringen. Eine halbe Stunde später sind wir am anderen Ufer, unsere Wanderung beginnt.

Der Weg führt uns den ganzen Vormittag auf Bohlenstegen durch grüne Birkenwälder. Es ist leicht bewölkt und schwül, weil es in der Nacht noch geregnet hatte. Nach ungefähr fünf Kilometern überqueren wir, auf einer großen Hängebrücke, einen breiten Fluss. Es ist der Fluß, der den See Vastenjaure mit dem Akkajaure verbindet. Von der Brücke aus kann man den Akkajaure das letztes Mal sehen und auch Ritsem in weiter Ferne erahnen.

Am Nachmittag kommen wir dann an der ersten Hütte, der Kisuris-Stugan, vorbei. Eine deutsche Wanderfamilie, die das frühe Boot am Morgen genommen hatte, ist noch mit dem Aufbau des Zeltes beschäftigt, sie scheinen noch nicht lange da zu sein. Die Familie war uns gestern am Bahnhof schon aufgefallen. Alle drei, Vater, Mutter und Tochter, trugen die selben kaki-farbenen Hosen, Hemden und Hüte und hatten sogar die gleichen Rucksäcke. Sie sahen aus, als würden sie auf Großwildjagd gehen wollen. Außerdem nörgelten sie lautstark über die Verspätung des Busses auf den wir alle warteten. Wir wollen unsere Ruhe haben, besonders vor solchen Outdoorstrebern, darum bleiben wir nicht hier, sondern gehen noch zwei Kilometer weiter und schlagen uns dann ungestört in die Büsche. Unser Zelt schlagen wir auf einem schönen Hügel, inmitten eines großen Mückenschwarms auf. Die Moskitonetze, die ich vor unserer Fahrt genäht habe, kommen zum Einsatz und wir ziehen unsere Jacken an und setzen die Kapuzen auf, um uns möglichst gut abzuschotten. Das Essen einzunehmen ist recht kompliziert, aber wir werden uns in den folgenden Tagen noch daran gewöhnen.

Am Abend haben wir dann rund 17 Kilometer zurückgelegt und uns auch allmählich an das Gewicht auf unseren Schultern gewöhnt.

Nachtrag Kati:

Das Mittagessen an diesem ersten Tag war in zweifacher Hinsicht aufregender als geplant. Der Benzinkocher wollte einfach nicht brennen. Anscheinend baute sich in der Flasche zu wenig Druck auf, etwas war verstopft. Unter Zuhilfenahme eines kleinen Stöckchens konnte Hauke die Verstopfung Gott sei Dank lösen, so dass diesem und den folgenden Mittag- und Abendessen nichts mehr im Wege stand. Außerdem löste sich unter lautem Grollen im nahen Akka-Gebirge ein Steinschlag. Wir schreckten auf und konnten nur noch die große Staubwolke sehen, die in einer Rinne aufstieg.

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