Hardangervidda Etappe 8 und 9
Auf zum Hardangerjøkulen
17.07.2013
Über Nacht war der Wind etwas abgeklungen, doch er wehte immer noch recht stark, als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Hardangerjøkulen machten. Leider war die Sicht auf den Gletscher schlecht, er blieb fast vollständig hinter dichten Wolken verborgen. Erst kurz vor dem steilen Anstieg durch das Helvetesgilet zum Gletscherplateau, lichtete sich die Wolkendecke und der Hardangerjøkulen streckte uns die Zunge raus: Blau leuchtend erschien die Vestra Leirbottskåka. Die Landschaft um den Gletscher war geprägt von Fels, Wasser und Schnee: Mal führte uns der Weg durch Schneefelder, mal durch Flüsse und schließlich sogar durch einen See. Hauke war begeistert von dieser urtümlichen Umgebung, ich war zwar auch fasziniert, jedoch flößte sie mir gehörig Respekt ein. So viel Respekt, dass ich diese Landschaft gerne hinter mir gelassen hätte, um im nahen Finse, dem Endziel unserer Hardangerviddadurchquerung, zu nächtigen. Doch es sollte, wie auch bei Fossli, nicht sein: Meine Kräfte reichten nicht aus, so dass wir unser Zelt mitten in der Steinwüste aufschlugen. Wir hatten ein Plätzchen im scheinbaren Windschatten zweier großer Felsbrocken gewählt. Zusätzlich bauten wir einen kleinen Steinwall auf, der das Zelt gegen den Wind schützen sollte. Nichtsdestotrotz wurde diese Nacht am Fuße des Gletschers eine stürmische: Ich lag lange wach, während Hauke schon seelenruhig neben mir schlief, und lauschte, wie der Wind den Gletscher hinuntersauste, um die Ecke bog, um dann mit Anlauf in unser Zelt zu krachen und es ordentlich durchzurütteln. Nachdem das Zelt trotzdem nicht mit uns abhob, schlief auch ich endlich ein.
Am nächsten Tag, nach 2.5 Stunden Gehzeit, erreichten wir das Nebelloch Finse: eine triste Ansammlung grauer Hütten, von denen die DNT Hütte die Größte war. In der Hütte angekommen, bekamen wir, nach Tagen der Einsamkeit erstmal einen kleineren Zivilsationsschock, als uns die Menschenmassen, die die Hütte bevölkerten, entgegenströmten. Bei Cola, Omelette, Burger, Elchköttbullar und Nachtischbuffett erkannten wir jedoch auch die Vorzüge der Zivilisation.